Außer der Hauptjagdmethode mit direktem Angriff, die in verschiedenen Varianten eingesetzt wird, verwenden die Wölfe noch andere Jagdweisen, von denen einige das hohe Niveau der Verstandestätigkeit des Raubtieres bestätigen.

 Die Treibjagd 

Wenn das Rudel ein Opfer entdeckt hat oder dessen Aufenthaltsort kennt, teilt es sich auf. Einige Tiere legen sich auf die Lauer, die übrigen übernehmen die Rolle von Treibern. Die Lauerposition befindet sich an dem vermutlichen Fluchtweg des aufgescheuchten Opfers. Dieses Verfahren wird bei der Jagd auf verschiedene Huftiere und sogar Hasen in allen Landschaftstypen angewendet. Eine andere Variante, das Kesseltreiben, besteht darin, dass die Wölfe das Opfer verfolgen und ihm dann den Weg abschneiden. Diese Jagdweise beruht darauf, dass viele Tiere ihren Verfolgern nicht in gerader Linie sondern im Bogen zu entkommen suchen. Wenn die Wölfe auf ein Opfer gestoßen sind, teilen sie sich. Die einen hetzen das Tier, die anderen schneiden ihm den Weg ab, wenn es ausweicht. Die Verfolgung übernehmen die Wölfe auf der Flanke, nach deren Seite das Tier, etwa ein Karibu, abgebogen ist. Die Koordination der Handlungen bei einer solchen Jagd ist außerordentlich groß.

Verfolgung eines Elches durch ein Wolfsrudel Zutreiben eines Rehs auf den Ansitz

 Das In- die- Enge- Treiben

Zu diesem für den Wolf spezifischen Jagdverfahren gehören die Methoden, bei denen die Wölfe das Opfer unter für dieses ungünstigen natürlichen Bedingungen oder Situationen verfolgen. Das Jagdverhalten der Wölfe, das auf der Ausnutzung für sie günstiger Besonderheiten des Geländes, der Bodenbeschaffenheit, von Wasser oder anderen Hindernissen beruht, passt gut zu der Fähigkeit der Art zu extrapolieren und bei dynamischen Umständen schnell richtige Entscheidungen zu treffen. Es hängt eng zusammen mit der Territorialität und der sozialen Organisation des Wolfs, mit der hervorragenden Kenntnis des Jagdreviers sowie den physischen und ökologischen Möglichkeiten der Opfer. 

 Das Auflauern

Gewöhnlich Einzeltiere lauern unbeweglich und erwarten ein Beutetier. Der Wolf wählt sehr geschickt eine Deckung und berücksichtigt dabei die Lebensweise, das Verhalten des Opfers und die Witterungsbedingungen. Sie lauern an Wechseln zu Salzstellen und Tränken oder zu Furten über Flüsse auf den Wanderwegen der Rentiere oder Saigas. An den Bauen von Nagetieren lauern sie lange und geduldig und lassen das Opfer möglichst dicht herankommen, um es sicher packen zu können. Die häufigsten Angriffe von Wölfen auf Antilopen aus dem Gebüsch am Wasser haben dazu geführt, dass diese Tiere, besonders Saigas, solche Gewässer meiden, in deren Nähe eine Deckungsmöglichkeit für die Räuber vorhanden ist. Nur starker Durst und das Fehlen günstigerer Wasserstellen veranlasst sie, diese Gewohnheit aufzugeben. Alle wildlebenden Huftiere sind an den Wasserstellen sehr vorsichtig. Gebüsch und hohes Kraut meidet die Mongolische Kropfgazelle konsequent. Wenn sich die Gelegenheit bietet, lauert der Wolf dem Eisfuchs an dessen Bau auf oder er reißt ihn beim Mäuseln, besonders im stärker gegliederten Gelände. Eine ganze Stunde lang kann der Wolf vor dem Bau seiner Beute lauern. Ebenso verfährt der Wolf bei der Jagd auf Enten. Der Wolf sich kriechend dem Seerand näherte, dort erstarrt und wartete, bis sich eine Ente auf 1-1,5 m näherte und stürzt sich dann auf sie. Das Lauern gehört auch zum Fangen von Fischen. 

 Das Mäuseln

Manchmal fangen Wölfe wie Füchse und Eisfüchse Nager, indem sie deren Baue aufgraben. Das Mäuseln, zu dem die Lauerstellung und der Mäuselsprung gehören, wurde in der schneearmen Küstentundra Kamtschatkas beobachtet. Hungrige Jungwölfe fangen Mäuse in der Umgebung des Baus. Das Gewicht dieser Nahrung in ihrem Magen liegt bei O,5kg.

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